BZ-Neubau 19.2.18

von Andrea Hörtenhuber

"Schönwettermenschen im Regen" gastiert im Ateliertheater

Schauspielerin Rita Hatzmann und Journalistin Tina Goebel haben zahlreiche Anekdoten aus ihrem Leben für ihr Stück gesammelt. (Foto: Riedler)

Komödie über zwei ungleiche Nachbarinnen: Rita Hatzmann und Tina Goebel sind mit ihrem Stück "Schönwettermenschen im Regen" am 25. und 26. Februar im Ateliertheater zu Gast. Im Interview sprechen sie über ihre Freundschaft, die skurrilsten Erlebnisse mit Männern und ihre Verbundenheit zum siebten Bezirk.

NEUBAU. Stellen Sie sich vor, Ihre neue Nachbarin will sich ein Nudelsieb ausborgen – aber nicht zum Kochen, sondern als Kostüm. Was passiert, wenn eine moderne Karrierefrau auf eine chaotische Lebenskünstlerin trifft, damit beschäftigen sich Rita Hatzmann und Tina Goebel in ihrem Stück "Schönwettermenschen im Regen". Wir haben die beiden zum Interview gebeten.

Frauenfreundschaft ist das große Überthema bei Ihrem Stück: Wie würden Sie Ihre Beziehung beschreiben? 

RITA HATZMANN: 

Eine wirklich gute Freundin zu haben ist eine sehr intime Sache. Wir können uns über Dinge austauschen, über die wir mit anderen einfach nicht sprechen würden. Das geht von ganz alltäglichen Dingen wie welche Frisur ist gut oder welches Make-Up bis hin zu den großen Lebensfragen wie Probleme in der Liebe, sexuelle Erfahrungen und so weiter. 

Was ist das Geheimnis einer guten Freundschaft?
HATZMANN: Zu wissen, dass man sich aufeinander verlassen kann, für die andere da zu sein, wenn sie Hilfe braucht. Das heißt aber nicht, dass man ständig aufeinander kleben muss.

TINA GOEBEL: Frauen konkurrieren oft mit anderen Frauen. Männer bilden statt dessen Seilschaften. Typen geraten aneinander und am nächsten Tag trinken sie ein Bier miteinander und sind wieder gut. Frauen sind da viel nachtragender. Sie sagen auch oft nicht, was sie stört – oft aber aus Angst, jemanden zu verletzten. Ich finde: Wir Frauen sollten einfach mehr zusammenhalten und nicht so nachtragend sein.

Sie haben das Stück selbst geschrieben: Wie viel Prozent Wahrzeit und selbst Erlebtes steckt drinnen? 
GOEBEL: Bestimmt 80 Prozent. Es ist unglaublich, welche Geschichten wir oder unsere Freundinnen erlebt haben. Im modernen Dating-Dschungel begegnet man schon sehr skurrilen Kandidaten. 

Zum Beispiel?
GOEBEL: Etwa Männer, die gleich mit Psycho-Fragebogen antanzen und gleich mal vorab die Matching-Qualität abtesten wollen. Das ist einer Bekannten von uns passiert. Natürlich erleben unsere Figuren außerordentliche Krisen – das ist dann natürlich erfunden und extrem zugespitzt. Jedoch dramaturgisch höchst spannend und amüsant.

HATZMANN: Wir haben fast alle Situationen so ähnlich schon mal erlebt und eben das aufgeschrieben, wo wir dachten, das müssen wir erzählen. Teilweise sind Dialoge wortwörtlich so passiert, andere Stellen haben wir abgeändert, damit es in die zwei Charaktere und in die Geschichte passt. 

Als Leila können Sie, Frau Goebel, – zumindest laut Zitat im Pressetext – im Stück viele selbst erlebte verrückte Erlebnisse verarbeiten. Welches war Ihr bisher absurdestes, das vorkommt?
GOEBEL: Da gibt es einige. Das Verrückteste – das mir aber niemand glauben will: Ein Mann, der mir beim ersten Date erzählt hat, dass er so lange keinen Sex mehr hatte, dass es ihm die Samenleiter verklebt hat. Er hat mir dann sehr bildhaft beim Mittagessen den Hodenkühler beschrieben, den er tragen musste. 

In Ihrem Stück geht es um Frauen-Freundschaft und First-World-Problems: Mit welchen Erste-Welt-Themen kämpfen Sie aktuell? 
GOEBEL: Jetzt war gerade Ballsaison. Und da gibt es immer wieder Tragödien: vom passenden Ballkleid über ausgebuchte Frisöre bis hin zum verschmierten Make-Up. Ganz schlimm sind aber immer die Beinchen, die nach stundenlangem bestöckelten Walzertanzen einfach irgendwann beleidigt sind. 

Gibt's da ein Gegenmittel oder einen speziellen Tipp?
GOEBEL: Ich rate: Einfach mal die Contenance verlieren, die Schuhe wegkicken und barfuß tanzen. Ich hab für solche Fälle immer aufklappbare Ballerinas dabei. 

HATZMANN: Zu viel oder zu wenig geschminkt ist ja auch immer so eine Frage. Einmal sind wir zu einer Premiere gegangen und Tina war super gestylt. Ich hatte keine Zeit mehr und bin einfach so normal hingegangen, das ist dann ein bisschen ärgerlich. So dieses Gefühl nicht dazu zu passen. Overdressed zu sein finde ich aber fast noch unangenehmer.

Auch Konflikte in Sachen Politik kommen bei „Schönwettermenschen im Regen“ vor. Wie gehen Sie damit – vor allem in einer Freundschaft – um?
HATZMANN: An sich ist die politische Anschauung ja quasi Privatsache, andererseits ist es schwer in einer Freundschaft nicht darüber zu sprechen. Wenn da sehr unterschiedliche Ansichten sind, kommt es zwangsläufig zu Konflikten. So merkt eben auch unsere Bühnenfigur Katharina, dass sie weniger tolerant ist, als sie dachte: Als Leila durch beruflichen Frust – sie wurde bei mehreren Castings nicht genommen – total verärgert ist, kann sie ihr nicht helfen.

GOEBEL: Es scheint, als sei das Land in zwei Lager geteilt: Rechtspopulisten und Gutmenschen. Schon bei kleinsten Meinungsverschiedenheiten wird der Ton da gleich sehr rau, was man ja jeden Tag auf den sozialen Medien beobachten kann. Ich finde: Eine sachliche Diskussion muss her. Es kann nicht sein, dass nur noch hoch emotional debattiert wird. Fakten gehen oft unter. Das schockiert mich persönlich sehr oft – schließlich ist die Objektivität ja auch mein Job.

Sie spielen zum ersten Mal auch am Neubau, und zwar im Ateliertheater: Was verbindet Sie mit dem Bezirk? 
GOEBEL: Es ist für mich schon sehr emotional. Ich habe ja ums Eck bei Ingrid Sturm in der „Schule des Theaters“ – in der Hermanngasse – meine Ausbildung gemacht. Ich bin damals immer am Ateliertheater vorbeigegangen und habe mir immer gedacht: „Werde ich mal auf so einer Bühne stehen?“ Und jetzt ist es wirklich so weit. Ich freue mich sehr.

HATZMANN: Lustig ist, dass Ingrid Sturm zufällig auch in Linz an der Bruckner Uni meine Schauspiel-Professorin war. Sie hat das Stück in der ersten Version, die wir 2016 im 10. Bezirk gespielt haben, gesehen. Das hat mich natürlich sehr gefreut, dass wir da von ihr gelobt wurden. Jetzt haben wir doch viele neue Stellen extra für Neubau geschrieben, das ist eigentlich wieder eine Premiere. Ich war zwar schon öfters mit anderen Theaterstücken im Bezirk zu Gast, aber im Ateliertheater habe ich noch nicht gespielt. So ist es auch für mich eine neue Erfahrung und ich bin schon gespannt, welche Leute kommen und auf die Gespräche mit dem Publikum nach dem Stück.

Der Erlös des Benefiz-Buffets an den Aufführungsterminen kommt dem "Golden Zolta Club" für in Not geratene Frauen und Kinder zugute: Ein Herzensprojekt von Ihnen?
HATZMANN: Das Buffet ist natürlich eine schöne Möglichkeit, um nach dem Stück noch gemütlich mit den Zuschauerinnen und Zuschauern zusammen zu sein. Das Buffet selbst machen junge, sehr engagierte Studentinnen: Ich habe sie mit ihrem "Golden Zonta Club" vor einigen Monaten kennengelernt und finde das eine großartige Sache. Unterstützt wird damit das Projekt "Kinder auf der Flucht" von UNICEF. Uns geht uns dabei um den Zusammenhalt von Frauen für Frauen.

Zur Sache:

Das Stück "Schönwettermenschen im Regen" ist am Sonntag, 25. Februar (16 Uhr und 19.30 Uhr) sowie am Montag, 26. Februar (19.30 Uhr) im Ateliertheater (7., Burggasse 71) zu sehen. Tickets für die Vorstellungen (VVK 18 Euro, AK 20 Euro) gibt's online sowie unter 0650/505 10 25.

https://www.meinbezirk.at/neubau/freizeit/schoenwettermenschen-im-regen-gastiert-im-ateliertheater-d81207.html

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